Artikel von Dr. Maja Falckenberg/Hamburg, zum Thema „Cannabinoide in der Palliativmedizin: Der Status quo“

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Komplementäre und alternative Methoden im fortgeschrittenen Stadium

Der Einsatz komplementärmedizinischer und alternativer Methoden bei Patienten mit fortgeschrittener Tumorerkrankung ist aus der Patienten-, wie der Arztperspektive zu betrachten.

Die meisten Onkologen stehen der Anwendung komplementärer Substanzen während aktiver Therapiephasen aufgrund der befürchteten Wechselwirkungen ablehnend gegenüber. Wenn aber bei fortgeschrittenem Tumor keine direkt gegen den Tumor gerichtete Therapie mehr möglich ist, dann scheint es eine höhere Toleranz zu geben.

Wie viele Patienten mit einem sehr weit fortgeschrittenen Tumor auf diese Methoden vertrauen und ob sie es allein unter Verzicht auf die Therapie beim Onkologen oder in einer Kombination tun wissen wir nicht.

Aus Patientensicht ergeben sich heute viele Möglichkeiten der Information. Insbesondere Internet und Chatrooms stellen eine Quelle dar und dort werden immer wieder alternative Therapieangebote präsentiert, die sich als Ersatz und „anderer Weg“ anbieten. Hier ist es sehr schwierig bis fast unmöglich seriöse von unseriösen Angeboten zu unterscheiden. Gerade Patienten, denen Ärzte sagen müssen, dass die sinnvollen Möglichkeiten der direkten anti-tumoralen Therapien ausgeschöpft sind, werden hier häufig von Vertretern der Alternativen Medizin angesprochen und mit Heilsversprechungen angelockt. Häufig sind diese Internetseiten sehr gut aufgemacht. Immer wieder finden sich Fallberichte von angeblich von der Schulmedizin als „austherapiert“ weggeschickten Patienten, die sich nun nach Anwendung dieser oder jeder Therapie geheilt bester Gesundheit erfreuen. Galt früher Papier ist geduldig, so gilt dies noch mehr für das Internet.

Dass Patienten in einer fortgeschrittenen Tumorsituation auf diese Informationsquellen zurückgreifen, ist durchaus verständlich.

Einige Patienten verbringen ihre letzte Zeit mit der Reise zu Heilern und Gurus, die das Blaue vom Himmel versprechen und geben dabei große Geldsummen aus, die die Familien teilweise in den finanziellen Ruin treiben. Immer wieder wird ihnen versprochen, dass sie sich dieses Geld hinterher von den Krankenkassen zur Not über eine gerichtliche Klage holen können – die Enttäuschung kann bitter sein.

Was kann nun die komplementäre Medizin in der Palliativmedizin leisten?

Wie in der Begleittherapie können unterstützende komplementäre Maßnahmen (wie Ingwerwasser gegen Übelkeit, Ginseng gegen Fatigue, Massagen und Entspannungsverfahren oder Visualisierungen und andere Techniken, die der Mediation verwandt sind, um nur ein paar Beipiele zu nennen) sehr hilfreich sein und sollten auch gezielt ausgewählt werden. Es gibt einige komplementärmedizinische Ansätze, die in der Palliativmedizin angewendet werden können, unter der Prämisse, das Wohlbefinden und die Lebensqualität des Betroffenen zu steigern.
ikO